Von solchen Idealisten hat man nie genug

Der 20ste Teil der gelungenen RP-Serie "Urgesteine im Ratinger Sport" widmet sich dieses Mal einem unserer treusten Mitglieder - Jürgen Ohlenmacher. Er steht für diesen Verein wie kaum ein Zweiter. Im Folgenden geben wir den Text wieder, wie er am 15. März in der Rheinischen Post abgedruckt wurde.

 

Autor: Werner Möller
Foto: Achim Blazy

 

Niemand kennt den Lintorfer Fußball, dessen Umfeld und dessen Geschichte so gut wie der Ehrenvorsitzende von Rot-Weiß Lintorf, Werner Uferkamp. Wenn er auf die Familie Ohlenmacher angesprochen wird, dann gerät die „Graue Eminenz“ des Vereins ins grenzenlose Schwärmen. „Oli war Handballer im TuS 08 und ein ganz toller Mensch. Wie nun seine vier Söhne. Und dann ganz vornean Pascal, Olis Enkel und der Sohn von Jürgen Ohlenmacher. Solche Jungs müssten wir im Verein noch einige mehr haben.“

Jürgen Ohlenmacher lächelte, als er diese Worte hörte. In Kürze wird er 61 Jahre alt, er ist Service-Berater einer Viersener Autofirma (Audi). 45 Kilometer lang ist die einfache Fahrt über den Rhein, das kostet viel Zeit, aber Rot-Weiß, der große Traditionsklub von der Jahnstraße, der steht ihm immer noch so nah wie einst, als er bei der E-Jugend mit dem Fußballspielen begann.

Der unvergessene RWL-Trainer Willi Wintersieg war es, der ihn noch als A-Junior in die Erste Mannschaft holte. Die spielte damals in der Landesliga, das war die fünfthöchste deutsche Spielklasse, und war damit im Ratinger Fußballgeschehen das Nonplusultra. „Aber zunächst hat der Willi mich nur recht selten spielen lassen“, erinnert sich Jürgen Ohlenmacher und ergänzt: „Das waren damals aber auch richtig gute Fußballer, die den RWL-Dress trugen. Davon einen als 17-Jähriger zu verdrängen, das war ungemein schwer.“

Aber niemals für ihn ein Grund, sich nach einem anderen Verein umzusehen. Ende 30 hängte er die Fußballstiefel an den berühmten Nagel, er kickte immer noch etwas mit bei den Alten Herren, wenn dort Not am Mann war, aber nun war er mehr Zuschauer und Helfer an allen Brennpunkten, die ein Verein nun einmal so hat. Sein sportliches Herz gehört RWL, zudem ist er ein großer Fan des 1. FC Köln. Aber seine ganz große Liebe, seine Ehefrau Ulrike, ist vor fünf Jahren gestorben, seitdem ist er Witwer.

Welch große Bedeutung Idealisten wie Jürgen Ohlenmacher für Vereine haben, das zeigte sich vor gut zwei Jahren. Da stand RWL plötzlich ohne eine Erste Mannschaft da. Fast alle Spieler hatten sich abgemeldet oder anderweitig orientiert. Jürgen Ohlenmachers Sohn Pascal sollte eigentlich die Reserve in der Kreisliga B trainieren, aber dann setzte man sich zusammen. Der Zusammenbruch und der totale sportliche Abstieg, das musste unbedingt verhindert werden. Jürgen Ohlenmacher vornean, dann dessen Brüder Dirk und Udo, zudem Ex-Torwart Michael Pahle, Dirk Krüger und Klaus Brügel, sie überredeten Pascal, mit der Reserve in der Ersten zu spielen.

Und es lief bei aller Skepsis im Ratinger Fußball durchaus ordentlich. „Jedenfalls haben wir die Kreisliga A sicher gehalten“, erinnert Jürgen Ohlenmacher, „und ich denke, das hätten wir auch in dieser Saison wieder geschafft.“ Zum Zeitpunkt der Saisonunterbrechung aufgrund der Coronavirus-Pandemie wurde Platz 17 belegt bei immerhin 20 Mannschaften.

 

Die Erste stellt die Weichen für die neue Saison

Pressebericht: Werner Möller / Rheinische Post (07.05.2020)
Foto: Achim Blazy

 

In der Kreisliga A glauben die Fußballer nicht mehr daran, dass die Saison noch zu Ende gespielt wird. Rot-Weiß Lintorf mit seinem Spielertrainer Pascal Ohlenmacher stellt daher schon die Weichen für die nächste Spielzeit. Einen Vereinsboss gibt es weiterhin noch nicht.

Rot-Weiß Lintorf ist unter seinem im letzten Sommer neu verpflichteten Spielertrainer Pascal Ohlenmacher in der Fußball-Kreisliga A eine ordentliche Saison gelungen. Elf Spiele stehen noch aus, aber niemand weit und breit rechnet noch mit deren Austragung. Wahrscheinlicher ist, dass die Spielzeiten im Amateurfußball aufgrund der Coronavirus-Pandemie abgebrochen werden. Der Fußball-Verband Niederrhein (FVN) hat in Videokonferenzen ein Stimmungsbild in seinen Kreisen dazu eingeholt. „Insgesamt haben bislang bereits rund 400 Vertreter von Mannschaften und Vereinen an insgesamt 13 FVN-Videokonferenzen teilgenommen“, teilt der Verband mit, der nach der finalen Konferenz am heutigen Donnerstag im Kreis Solingen seine Vereien auch im Internet abstimmen lassen will, wie mit der Saison zu verfahren und zu werten ist.

Die Lintorfer haben sich derzeit Platz elf gesichert, satte neun Punkte vor der Abstiegszone, und alle rund um die Jahnstraße sind damit vollauf zufrieden. Die Wirren vom vergangenen Frühjahr mit der Verpflichtung von zahlreichen Ex-Landesligaspielern, die überhaupt nicht zu bezahlen waren und dann auch nie erschienen sind, sind jedenfalls vorzüglich verkraftet.

Schnee von gestern. Umsichtige Leute wie der zweite Vorsitzende Klaus Brügel, Pascal Ohlenmacher, dessen Co-Trainer Theo Momm und auch Jean Pierre Kutzen konnten alles rechtzeitig geradebügeln, auf die Schnelle eine ordentliche Mannschaft erstellen, und ähnlich geht es nun weiter. Bei den A-Junioren, die in der Leistungsklasse Platz acht belegen, gab es in der Rückrunde einige Verwirrungen. Interessante Spieler aus dieser Truppe wollten sich abmelden, aber Kevin Held ist gerade dabei, auch das zu klären. Damit kennt man sich an der Jahnstraße inzwischen bestens aus. „Fünf oder gar sechs Spieler aus dieser Truppe können wir gut gebrauchen“, so Ohlenmacher, der als Ur-Lintorfer (von Jugend an spielt er bei RWL) alle Mannschaften bestens kennt. Das freilich war immer so, die Nachwuchsarbeit hat er auch dann genau verfolgt, als er längst bei den Senioren kickte. Der 35-jährige Fachangestellte im Logistikwesen in einer Lintorfer Firma ist ein unglaublicher Glücksfall für den Traditionsverein.

Zugänge gibt es noch keine. Aber Jean-Pierre Kutzen, den alle in Lintorf nur „Jacko“ nennen, der kümmert sich darum, wie seit Jahren. Es gibt in Ratingen nicht viele Fußballer, die über ähnlich gute Kontakte verfügen wie dieser nun 36 Jahre alte Ex-Torjäger. Sollte Not am Mann sein, schnürt er ohne jedes Murren selbst die Stiefel. Am liebsten freilich für einen Kurzeinsatz. Ohlenmacher und er sind dicke Freunde, von Kind an, haben zigmal gegeneinander gespielt, immer mit Haken und Ösen, und mit dem Abpfiff war jeder Konkurrenzkampf abgehakt. „Mit Spielerverpflichtungen habe ich keine Erfahrungen“, gibt Ohlenmacher ehrlich zu. „Das überlasse ich lieber dem Jacko und seinem Umfeld.“ Aber zwei Routiniers, beide Mitte 30, wollen die Schuhe an den Nagel hängen: Micky Wüst und Sven Böhme. „Mit denen rede ich noch, ich kann sie auch in der kommenden Spielzeit bestens gebrauchen“, sagt Ohlenmacher.

Einen Vorsitzenden haben die Lintorfer nicht, aber die Aufgabenverteilung funktioniert. Das meiste geht über den Schreibtisch von Klaus Brügel. Da wegen Corona keine Versammlungen gestattet sind, konnte auch noch kein neuer Vereinschef gewählt werden. Der Posten ist seit einem Jahr vakant.

 

 

Diesen RSS-Feed abonnieren